Seit den ersten frühen Zeichnungen kommuniziert der Mensch nicht nur direkt, sondern auch mittels Bild- und Schriftsprache. Es ist bis heute nicht nachhaltig geklärt, ob im Anfang kulturelle oder religiöse Aspekte eine Rolle spielten oder die Weitergabe von Informationen, neben der Schaffung von Kulturgütern in Form von Abbildungen oder Gegenständen ist es aber die Schrift, die wegbereitend war für Entstehen und Ausbreitung ganzer Völkergruppen und Reiche. Egal, ob diese „Schrift“ sich äußerte in den südamerikanischen Quipus (Schnüre, in diese Knoten geschlagen wurden und die Information quasi in diese Knoten „chiffriert“ wurde), der Bilder-Schrift der alten Ägypter oder den Runen und Schriftzeichen, die heute gängig sind: Schrift ist Information, und Information bedeutet Vorteil im Wissen, in der Kommunikation und der Planung.
Einige Schriften entstanden aus Bildsymbolen und hatten dort eine konkrete Bedeutung auf Grundlage der Darstellungen – die Hieroglyphe für „Haus“ beispielsweise zeigt ein selbiges im Grundriss. Die schiere Größe der Zahl „100.000“ wird dargestellt durch einen einfachen Mann, der die Hände an den Himmel hebt. Unsere „neu erfundene“ Kommunikation der Schrift in Bildsymbolen („Emojis“) ist also gar nicht so neu, sondern ein Rückgriff auf alte und bewährte Gewohnheiten. Und auch Schriften, deren Wörter sich aus Buchstaben zusammensetzen, werden gelesen wie Bilder, nicht wie Buchstaben (sofern man eine Schriftsprache dann beherrscht). Niemand muß das Wort „Ball“ erst für sich buchstabieren, das Wort „Ball“ wird als Bildsymbol erkannt.
Mit der Einführung der Runen oder der lateinischen Schrift und arabischen Ziffern änderte sich die Art der Wortbildung (nämlich aus Buchstaben) und zusammen mit unserer Schrift wurde die Typographie geboren, also ein Regelwerk für das Ausgestalten von Wörtern und Sätzen. Zu Anfang wurden Text von Hand erfasst, Schreiben als solches war eine Kunst und hatte meditativ-religiösen Charakter; zu sehen an den regelrechten Bildern, wie sie in den Skriptorien der Klöster entstanden. Mit der Massentauglichkeit der Schriftstücke durch Einführung des Buchdruckes km es nun auch darauf an, den Text nicht nur inhaltlich, sondern optisch aufzuwerten – im Sinne einer besseren Erfassbarkeit. Ein nach diesen Regeln abgefasster Text liest sich besser, das Auge kann sich am Text festhalten und sich auf die Nachricht konzentrieren, da „Störfaktoren“ vermieden werden.
Aus diesem Grund gelten Textsatz und Typographie unserer besonderen Aufmerksamkeit. So wie ein Koch natürlich Speisen zubereitet, im Rahmen seiner Ausbildung aber auch lernt, wie man diese wirkungsvoll anrichtet, so ist ein fachgerechter Umgang mit der Materie „Text“ die Grundlage textlicher oder grafischer Arbeiten. Viele besitzen Microsoft Word oder vergleichbare Produkte, diese dienen aber der Korrespondenz und sollten leicht bedienbar sein; mit diesen Werkzeugen entstehen Geschäftsbriefe, aber kein Text nach typographischen Gesichtspunkten.
Wir sind langjährig schriftverliebt und haben uns mit dem fachgerechten Textsatz intensiv beschäftigt. Dazu gehört unter anderem das Wissen um die Entstehung der ersten Schriftschnitte und Satz von der Hand oder später mit Systemen die Linotype©, den richtigen Umgang mit Absatz- und Zeilenabständen, geeigneten Schriftarten oder Regeln hinsichtlich Trennung und (optischem) Randausgleich. Typographie verlangt neben den richtigen Tools in erster Linie handwerklicher Basis, ein Gespür für Details, Kenntnis der typographischen Regeln und eine Affinität zum gesetzten Text und zum Medium Papier.
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